Die Anwesenden berichteten dem Bundestagsabgeordneten, dass sich die Psychologinnen und Psychologen sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten bereits Mitte März in einer Art Ausnahmezustand befanden. Es gebe einen erkennbaren Mehrbedarf nach psychologischen Behandlungen. Im Vordergrund stehe dabei klar die Angst vor dem Virus selbst. Häusliche Gewalt spiele (noch) keine so große Rolle, so die Meinung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Runden Tisches. Sie seien sich aber grundsätzlich einig, dass weniger die aktuellen, sondern viel mehr die psychischen Spät- und Langzeitfolgen durch Corona stark und weit verbreitet ausfallen werden. Die Kliniken und niedergelassenen Psychologinnen und Psychogen sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten seien allerdings bereits jetzt stark ausgelastet und werden auf einen solchen Arbeitsanstieg nur unzureichend reagieren können. Klingbeils Gesprächspartnerinnen und -partner forderten daher genügend Mittel, um flexibel reagieren zu können. „Da uns die psychischen Folgen der Pandemie vermutlich noch lange beschäftigen werden, müssen Psychotherapeutinnen und -therapeuten gut ausgestattet sein“, betonte auch Klingbeil.
Telefonsprechstunde als sinnvolle Alternative
Die telefonische Sprechstunde als Ersatz für Präsenztermine funktioniere gut, so die Runde, und stelle insbesondere im ländlichen Raum und für ältere Patientinnen und Patienten eine sinnvolle Alternative zur Videosprechstunde dar. Die Anwesenden kritisierten vor diesem Hintergrund, dass die Möglichkeit solcher Telefonsprechstunden nun auslaufen soll. Insbesondere ältere Patientinnen und Patienten aber auch einige Psychologinnen und Psychologen sowie Psychotherapeutinnen und – therapeuten als Teil der Risikogruppe würden nach wie vor noch keine Präsenztermine wahrnehmen wollen, stecken aber bereits in einer begonnenen Behandlung.
Klingbeil: „Mehr für digitale Infrastruktur tun“
Videosprechstunden würden oftmals an der unzureichenden digitalen Infrastruktur in ländlichen Regionen oder fehlenden Geräten sowie Kompetenzen älterer Patientinnen und Patienten scheitern. „Die Corona-Pandemie hat uns den Nachholbedarf bei der Digitalisierung nochmal vor Augen geführt. Gerade in ländlichen Regionen wie in unserer Heimat muss noch mehr für die digitale Infrastruktur getan werden und dafür setze ich mich weiterhin mit aller Kraft ein“, so Klingbeil.
Bedarfsplanung wird kritisiert
Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie spielte aber auch die fehlende Tageseinrichtung für Jugendliche in näherer Umgebung eine Rolle. Zudem kritisierten die Anwesenden die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen: So würde es nach Meinung der Psychotherapeutinnen und -therapeuten insbesondere im ländlichen Raum deutlich zu wenig Therapieplätze geben.
Reform der Ausbildung
Auch das Gesetz zur Reform der Psychotherapeutenausbildung kam zur Sprache, das der Bundestag im vergangenen Jahr verabschiedet hat. Klingbeil nahm die Rückmeldungen dazu auf und will auch weiterhin ansprechbar sein bei Hinweisen, Anregungen und Fragen der Psychotherapeutinnen und -therapeuten aus der Region.