Dass die Landwirtschaft vor einem großen Wandel stehe, darin waren sich Klingbeil, die Gastgeber sowie auch Niklas Winkelmann, Anna Helen Wenner, Johannes Blanke, Christoph Renken und der Vorsitzende des Kreislandvolks, Jochen Oestmann, einig. Die Sorgen und Ängste der Landwirte, die sich in den vergangenen Wochen in Protesten und Demonstrationen gezeigt hätten, nehme er sehr ernst, machte Klingbeil deutlich – auch wenn er nicht jede Position teile. Ziel der Runde sei es, ins Gespräch zu kommen und das Verständnis für die gegenseitigen Positionen zu entwickeln.
„Uns alle einen dieselben Ziele, nämlich die heimische Landwirtschaft zu stärken und unsere Umwelt und Natur zu schützen“, unterstrich Klingbeil. Deshalb wolle man die Landwirte bei dem Wandel unterstützen, so der SPD-Politiker. „Wir kommen nur gemeinsam zu Lösungen und deshalb ist mir auch der Austausch so wichtig.“ Starke regionale Lebensmittelproduktionen sowie Klima- und Umweltschutz müssten Hand in Hand gehen, forderte Klingbeil. „Wir dürfen Interessengruppen nicht gegeneinander ausspielen.“ Der 41-Jährige brachte deshalb auch ein Gespräch zwischen den jungen Landwirten, ihm und Vertreterinnen und Vertretern von Fridays for Future ins Spiel, dem die Landwirte positiv gegenüberstehen. Klingbeil plant nun, solch ein Gespräch zu initiieren.
Auf regionale Produkte setzen
Bei dem Gespräch in Schneeheide machte Klingbeil deutlich, dass man viel mehr auf regionale Produkte statt auf Billig-Ware setzen sollte. ‚Mehr regional statt zunehmend Import‘ – diesem Credo fühlen sich auch Dierk und Carina Brandt verpflichtet, für die der regionale Vertrieb von landwirtschaftlichen Produkten im Fokus steht. Klingbeil plädierte zudem dafür, regionale Produkte besser zu kennzeichnen, beispielsweise in Speisekarten in Restaurants. „Und was gut und gesund ist, darf meiner Meinung nach auch mehr kosten“, lautet seine Meinung und er ergänzte: „Die Kosten für mehr Umwelt- und Tierschutz müssen nämlich von der gesamten Gesellschaft getragen werden.“
Damit Verbraucherinnen und Verbraucher erkennen können, ob es den Tieren gut ging, will Klingbeils Partei, die SPD, zudem ein verpflichtendes Tierwohllabel, mit dem auf tierischen Produkten deren Haltungsbedingungen deutlich gemacht werden sollen. „Wir als Politik müssen die Landwirte vor der Billig-Konkurrenz schützen und denjenigen den Rücken stärken, die vor Ort sorgfältig Tiere züchten.“ Ein Label dürfe laut Klingbeil aber nicht auf freiwilliger Basis und nur für die Schweinehaltung eingeführt werden, so wie es CDU-Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner plane.
„Landwirtschaft vor Ort eine gute Zukunft geben“
Bei einem Rundgang konnte sich der Abgeordnete ein Bild von der modernen Aufsucht von Schweinen und der Hühnerhaltung auf dem Hof von Dierk und Carina Brandt machen. Wirtschaftlichkeit und Tierwohl werde hier miteinander kombiniert. Aber auch die Düngeverordnung, die EU-Wasserrahmenrichtlinie und die grundsätzlich auch von Klingbeil für richtig befundene genauere Differenzierung in den Nitrat-Gebieten waren Themen. „Die Landwirtschaft kann einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten und wir wollen die Landwirte dabei unterstützen. Landwirte brauchen aber ebenso Planungssicherheit“, weiß auch Klingbeil. Man wolle der Landwirtschaft vor Ort eine gute Zukunft geben – und ein Austausch wie der in Schneeheide sei vor diesem Hintergrund daher enorm wichtig.