

Außerdem hat er gute Chancen, nächster EU-Kommissionspräsident zu werden. „Zum ersten Mal“, so Jungblut, „haben mehrere Parteien im Europäischen Parlament Spitzenkandidaten benannt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs die Person für die Präsidentschaft vorschlagen, die im neu gewählten Parlament die meisten Stimmen auf sich vereinen kann.“ Die Europawahl 2014 sei damit auch eine Abstimmung darüber, wer künftig Kommissionspräsident werde.
„Trotzdem ist das allgemeine Interesse an den bevorstehenden Europawahlen überschaubar“, so Jungblut. „Für viele Menschen ist Europa wenig greifbar, außerdem hält sich das Vorurteil hartnäckig, das Parlament habe nichts zu sagen.“ In vielen Politikbereichen sei das Europaparlament mittlerweile gleichberechtigter Gesetzgeber neben dem EU-Ministerrat, könne dessen Gesetzentwürfe ändern und müsse dem Haushalt zustimmen. Insbesondere im Binnenmarktbereich, der für die Exportnation Deutschland elementar wichtig sei, gingen bis zu zwei Drittel der deutschen Gesetze auf die europäische Ebene zurück, außerdem seien im Verbraucherschutz Maßstäbe gesetzt worden: „Längere Gewährleistungsfristen, einheitliche Ladekabel für Handys, vergünstigtes Telefonieren im Ausland, die Erweiterung von Fluggastrechten, verbesserte Entschädigungen bei Bahnverspätungen und vieles mehr beruhen auf Richtlinien und Verordnungen der EU.“ Deutschland profitiere von Strukturhilfen, die unter anderem für Firmenansiedlungen, Forschungszentren, Umwelt- und Tourismusprojekte und die ländliche Entwicklung eingesetzt werden. Auf den ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg seien in der Förderperiode von 2007 bis 2013 rund 800 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) entfallen.
Jungblut: „Es ist unbestritten, dass Europa von einer gemeinsamen Wirtschafts- und Fiskalpolitik weit entfernt ist und außenpolitisch nicht immer mit einer Stimme spricht. Auch die Vielzahl an Regelungsvorschlägen der EU-Kommission wirkt für viele befremdlich. Hier besteht konkreter Verbesserungsbedarf, den Martin Schulz an Kommissionspräsident angehen will. Es lohnt sich also, die anstehenden TV-Duelle zur Europawahl, die von ARD und ZDF am 20. und am 22. Mai ausgestrahlt werden, anzuschauen.“ Gwendolin Jungblut ist ein Beispiel für „erlebtes Europa“: Sie hat in Paris gelebt und studiert, spricht mehrere Fremdsprachen, ist Mitglied der überparteilichen Europaunion, hat die Europäische Life-Akademie mit gegründet und ist beruflich regelmäßig in Österreich unterwegs.
Zur Person:
Gwendolin Jungblut ist 36 Jahre alt und lebt in Achim. Sie war unter anderem Vorsitzende der SPD Achim und der SPD im Landkreis Verden sowie Mitglied des Achimer Stadtrates. Die Volljuristin arbeitet für eine Agentur im Bereich Organisations- und Politikberatung und als freie Journalistin für einen großen deutschen Verlag. Gwendolin Jungblut ist seit 2006 Mitglied des Verdener Kreistags, hat die sozialdemokratische Führungsakademie besucht und übt vielfältige Tätigkeiten im SPD-Kontext aus: Sie ist Mastertrainerin des Willy-Brandt-Hauses für Mitgliederwerbung, betreut als Trainerin die renommierte Sozialdemokratische Kommunalakademie und hat sich als Moderatorin politischer Großveranstaltungen einen Namen gemacht.